Glücklicher, gesünder, produktiver: Grösste Studie zeigt Vorzüge der 4-Tage-Woche

Die 4-Tage-Woche führte zu gesünderen, ausgeruhteren und motivierteren Mitarbeitenden.

Bei gleichem Lohn nur vier statt fünf Tage arbeiten klingt wohl für viele Mitarbeitende nach einem guten Deal. Und eine neue Studie zeigt, dass sich das auch für willige Unternehmen durchaus lohnt. In der Untersuchung machten 141 Firmen aus sechs englischsprachigen Ländern mit: Australien, Neuseeland, USA, Kanada, Irland and Grossbritannien. Ein halbes Jahr lang testeten die Unternehmen die 4-Tage-Woche. Die Resultate wurden nun in der Zeitschrift Nature Human Behaviour veröffentlicht.

Die Studie lieferte einige unerwartete Erkenntnisse. So wurde eigentlich erwartet, dass die kürzere Arbeitswoche zu mehr Stress führen könnte, da gleich viel Arbeit in nur 80 Prozent der Zeit erledigt werden musste. Doch bei den meisten Teilnehmenden war das Gegenteil der Fall, wie sich nach sechs Monaten zeigte: Der Stresslevel sank sogar. Gleichzeitig stieg die Zufriedenheit mit ihrer Arbeitsleistung und die Mitarbeitenden fühlten sich auch psychisch besser als zuvor.

90 Prozent der Firmen behielten 4-Tage-Woche bei

Wie die Menschen glücklicher, gesünder und dabei auch produktiver wurden, erklärt Studienautor Pedro Gomes damit, dass die Arbeitnehmenden besser ausgeruht sind. “Sie machen dann weniger Fehler und arbeiten effizienter. Ob auch die Gesamtproduktivität der Firmen stieg, erhob die Studie zwar nicht. Offenbar waren aber auch die Führungspersonen mit der 4-Tage-Woche zufrieden: Über 90 Prozent der Unternehmen hielten nach dem Test daran fest. Die Mitarbeitenden wurden nach weiteren sechs Monaten noch einmal befragt, um zu sehen, ob sich die positiven Effekte mit der Zeit abschwächten. Das war gemäss den Studienergebnissen aber nicht der Fall, das Wohlbefinden blieb hoch.

Trotz den klaren Vorzügen der 4-Tage-Woche gibt es aber einige Einschränkungen der Studie. So war die Teilnahme freiwillig, es machten daher wohl vor allem Firmen mit einer positiven Einstellung gegenüber der kürzeren Woche mit. Zudem basieren die Resultate auf Befragungen und Einschätzungen der Mitarbeitenden. Es sei gut möglich, dass diese übertrieben positiv antworteten, um den zusätzlichen freien Tag behalten zu können. Es brauche daher weitere Untersuchungen, um die Ergebnisse zu bestätigen.

Besserer Schlaf, motiviertere Mitarbeitende

Klar ist, dass weniger Arbeitszeit mehr Freizeit bedeutet. Die Leute haben mehr Zeit für ihre Familien, Freunde und Hobbies, sagt Soziologieprofessorin Juliet Schor, die das 4-Day-Week-Experiment leitet. Das wirke sich auf die Gesundheit und besseren Schlaf aus. “Die Menschen fühlen sich erholt, wenn sie am Montagmorgen zur Arbeit kommen. Sie sind motivierter, ihre Arbeit zu erledigen”, sagt Schor zu CNBC Make it. Die Arbeitnehmenden hätten dann auch das nötige Vertrauen, dass sie ihre Aufgaben bewältigen können. “Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass sie ihre Arbeit gut machen, fühlen sie sich auch allgemein besser”, erklärt Schor. Das übertrage sich nach Hause und auf die Gesundheit.

Um die gleiche Arbeit in 80 Prozent der Zeit zu erledigen, mussten Mitarbeitende und Teams kreativ werden. Dabei wurden unnötige Arbeiten und Meetings reduziert, Prozesse optimiert und die wichtigsten Aufgaben priorisiert, erläutert Schor. Das führe gleichzeitig auch meistens zu besserem Teamzusammenhalt. Die Umstellung auf die 4-Tage-Woche mache es gleichzeitig viel einfacher, Arbeitsprozesse so zu ändern und zu optimieren, dass am Ende alle dahinter stehen.

Damit das optimal gelingt, empfiehlt die aktuelle Studie den Einsatz von Mediatoren und Expertinnen. Die 141 teilnehmenden Firmen wurden in den Wochen vor dem Teststart intensiv gecoacht, um die Arbeitszeitverkürzung optimal einzuführen.

Für Firmen hat die kürzere Woche neben gesünderen und motivierteren Mitarbeitenden einen weiteren positiven Effekt, wie Juliet Schor sagt: Es gibt weniger Kündigungen und weniger Burnouts.

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