Dänische Mega-Studie: Zu dünn ist riskanter als etwas zu schwer

Eine neue Studie aus Dänemark stellt die gängigen BMI‑Grenzen und den Wert an sich infrage. Das Team um Sigrid Bjerge Gribsholt vom Steno Diabetes Center Aarhus analysierte Daten von knapp 86’000 Erwachsenen über fünf Jahre. Es handelte sich grösstenteils um Frauen (81 %), mit einem Medianalter von 66,4 Jahren. Die Ergebnisse wurden nun auf dem Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Wien vorgestellt.

Dabei zeigte sich, dass Menschen mit einem BMI im Übergewichtsbereich (25 bis 30) oder sogar im unteren Adipositasbereich (30 bis 35) kein höheres Sterberisiko hatten als Personen am oberen Ende des Normalbereichs (22,5 bis 25).

Überraschend war, dass nicht nur Untergewicht (BMI unter 18,5), sondern auch der untere und mittlere Normalbereich (18,5 bis 22,5) mit einem höheren Sterberisiko verbunden waren. Untergewichtige starben 2,73‑mal häufiger als die Referenzgruppe, "stark adipöse Personen (BMI über 40) hatten ein 2,1‑fach erhöhtes Risiko.

Oft sind Krankheiten die Ursache für tiefes Gewicht

Die Forscherinnen und Forscher wiesen gleichzeitig auf einen Effekt namens “reverse causation” (Umgekehrte Kausalität) hin: Chronische oder noch nicht diagnostizierte Erkrankungen wie Krebs, Lungenkrankheiten oder Herzinsuffizienz, können zu ungewolltem Gewichtsverlust führen, oft Jahre vor der Diagnose. Dieser Effekt lässt niedrige BMI‑Werte in der Statistik riskanter erscheinen, obwohl die Krankheit die eigentliche Ursache ist.

Um diesen Verzerrungsfaktor zu minimieren, schloss das Team in den Analysen Personen aus, die in den ersten Jahren der Nachbeobachtung starben. Der Zusammenhang blieb trotzdem bestehen, wenn auch abgeschwächt. Die Studie wertete das als Hinweis, dass neben Krankheiten auch Faktoren wie geringe Muskelmasse oder Mangelernährung eine Rolle beim Sterberisiko spielen.

Schon frühere Grossanalysen wie die JAMA‑Studie 2016 zu drei dänischen Kohorten (1976–2013) oder die Global BMI Mortality Collaboration (in The Lancet) hatten ein erhöhtes Risiko bei sehr niedrigem BMI und nur einen moderaten Anstieg bei leichtem Übergewicht gezeigt. Beide Arbeiten wiesen bereits darauf hin, dass “reverse causation” und auch Rauchen zentrale Störfaktoren sind.

Neu an der aktuellen dänischen Gross-Studie ist die feinere Unterteilung des BMI-Normalbereichs und die gezielte Kontrolle für “reverse causation”. Das tiefste Risiko lag hier im oberen Normalbereich bis leichtem Übergewicht (22,5 bis 27,5), ein Befund, der die früheren Beobachtungen präzisiert.

Was die BMI-Studie für das Wunschgewicht bedeutet

Die neuen Daten legen also nahe, dass nicht zwanghaft ein BMI unter 25 erzwungen werden muss. Ein BMI bis 30 kann auch völlig im grünen Bereich liegen, vor allem für ältere Personen. Zudem müssen andere Faktoren einbezogen werden, wie Professor Bruun von der Universität Kopenhagen erklärt. “Der BMI ist nur ein Teil des Bildes. Andere wichtige Faktoren sind, wie das Fett verteilt ist”, sagt Bruun. Tief im Bauchraum um die Organe gelagertes viszerales Fett sei sehr stoffwechselaktiv und könne die Gesundheit negativ beeinflussen.

Konkret kann eine Person mit einem BMI von 35 im besten Fall keine Probleme haben, wenn das überschüssige Fett an Hüften, Gesäss und Oberschenkeln sitzt. Eine andere Person mit einem BMI von 35 und Apfelform kann hingegen eher Typ‑2‑Diabetes oder Bluthochdruck haben, erklärt Bruun. “Die Behandlung von Adipositas sollte personalisiert werden und Faktoren wie Fettverteilung und Begleiterkrankungen berücksichtigen, wenn ein Zielgewicht festgelegt wird.”

Waist-to-Height-Ratio löst den BMI ab

Die dänischen Ergebnisse bekräftigen, dass der BMI allein nur ein grobes Mass ist. Er unterscheidet nicht zwischen Muskel- und Fettmasse, ignoriert die Fettverteilung und blendet individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Fitnesslevel aus. Eine internationale Kommission schlug in The Lancet Diabetes & Endocrinology kürzlich vor, Adipositas künftig anhand einer Kombination aus BMI, Fettverteilung und Organfunktion zu definieren. Fachgesellschaften empfehlen ergänzende Messgrössen wie Taillenumfang, Waist‑to‑Height‑Ratio (Verhältnis Taillenumfang zu Körpergrösse) oder direkte Körperfettmessungen.

Gerade die Waist-to-Height-Ratio wird mittlerweile oft als besserer Indikator für Gesundheitsrisiken betrachtet, insbesondere für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die einfache Faustregel lautet, dass der Taillenumfang weniger als die Hälfte der Körpergrösse betragen sollte, was einem Waist-to-Height-Ratio von weniger als 0,5 entspricht. In einigen Ländern wird die Verschreibung von Abnehmspritzen bereits an diesen Wert und nicht mehr an den BMI geknüpft.

Ein leicht erhöhter BMI ist also nicht automatisch gesundheitsschädlich. Niedriges Gewicht kann sogar riskanter sein, vor allem, wenn es durch eine bekannte oder noch versteckte Krankheit bedingt ist. Der BMI sollte demnach immer durch weitere Messungen ergänzt werden, so dass das persönliche Wunschgewicht nicht an einer starren Zahl, sondern an personalisierten Gesundheitswerten ausgerichtet ist.

Quellen

EASD 2025 Abstract / Science Daily. 2025. Being too thin can be deadlier than being overweight

JAMA. 2016. Change in Body Mass Index Associated With Lowest Mortality in Denmark, 1976–2013

Global BMI Mortality Collaboration. The Lancet. 2016. Body-mass index and all-cause mortality

The Lancet Diabetes & Endocrinology. 2025. New definition of obesity

European Society of Cardiology. 2025. Waist-to-height ratio predicts heart failure incidence

Frontiers of Nutrition. 2025. Association of waist-to-height ratio with all-cause and obesity-related mortality in adults


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