Weltweit erste Pollen-Sonnencreme kühlt die Haut und schont Korallen
Herkömmliche Sonnencreme schützt die Haut, kann aber für das Meer problematisch sein. Nun hat ein Forschungsteam eine Creme aus Pollen entwickelt, die transparent, kühlend und umweltfreundlich ist.
Wir lieben die Sonne und zwar mit gutem Grund. Sie wärmt, sie lässt die Natur erblühen und sie ist unser Stimmungsaufheller, Wachmacher und Vitamin-D-Produzent. Aber manchmal lieben wir die Sonne so sehr, dass unsere Haut vor lauter Verliebtheit knallrot wird. Doch Sonnenbrand ist kein Liebesbeweis, und auch keine Vorbereitung für eine schöne Sommerbräune. Sonnenbrand ist ein Warnsignal. Zellen und DNA erleiden Schaden. Das Risiko für Hautkrebs und Hautalterung erhöht sich.
Sonnenschutz ist und bleibt wichtig, auch wenn das Ozonloch kleiner wird. Und genau hier kommt eine Innovation ins Spiel, die klingt wie ein Sommermärchen: Sonnencreme aus Blütenstaub. Eine Studie dazu wurde nun im Fachmagazin Advanced Functional Materials veröffentlicht
Pollen-Sonnencreme: Wie aus Blütenstaub ein Sonnenschutz wird
Ein Team der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur hat die weltweit erste Sonnencreme aus Pollen entwickelt. Genauer gesagt aus den Blüten der Kamelie. Die Forscherinnen und Forscher entfernten dazu zuerst die inneren Bestandteile der Pollenkörner. Die robuste Hülle, das sogenannte Sporopollenin, verwandelten sie dann in ein durchsichtiges Gel. Dieses blockt UV-Strahlen so effektiv wie herkömmliche Sonnencremes mit Titandioxid oder Zinkoxid. Der Sonnenschutzfaktor wird mit 30+ angegeben und soll damit etwa 97 Prozent der UV-Strahlen blockieren.
Die Sonnencreme wird aus Kamelien hergestellt und weist einen Faktor von 30 auf.
Die Pollencreme lässt sich gemäss dem Forschungsteam wie ein leichtes Gel auftragen. Statt körnig oder klebrig sei es glatt, leicht zu verteilen, mikrometerdünn und transparent. Und die Creme hat noch einen Bonus-Effekt: Sie kühlt die Haut. In Tests blieb die Oberfläche bis zu 5 Grad Celsius kühler als mit normaler Sonnencreme. Und das immerhin 20 Minuten lang. Der Kühleffekt wird in der Studie auf die natürlichen Eigenschaften des Pollens zurückgeführt. Ein Sonnenschutz, der schützt und kühlt, tönt schon mal gut.
Für Allergiker kommt eine gute Nachricht dazu. Kamelien-Pollen gelten als nicht-allergen, weil es sich um eine selbstbestäubende Pflanze handelt. Das macht die Creme hautfreundlicher, als man vielleicht bei «Pollen» zunächst denkt. In der Studie wurde auch eine Creme aus Sonnenblumen getestet, die Kamelien waren aber letztlich überlegen.
Schutz für Meer und Korallen
So überzeugend das alles bisher erscheint, es kommt noch besser. Die Pollen-Sonnencreme ist auch für die Umwelt besser als herkömmliche Produkte. Wissenschaftliche Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich bis zu 14’000 Tonnen Sonnencreme im Meer landen. Die chemischen Filter oder andere Partikel schaden insbesondere den Korallen.
In Labortests führten herkömmliche Sonnencremes schon nach wenigen Tagen zu Korallenbleiche. Im Meer ist der Effekt wohl weniger stark, da die Stoffe weniger konzentriert sind. Klar ist aber, dass die Pollencreme im Test überlegen war. Auch nach 60 Tagen zeigten sich keine schädlichen Auswirkungen auf Korallen.
Momentan stehen wir beim Baden vor einer fast unlösbaren Aufgabe: Entweder schützen wir unsere Haut vor der Sonne und schaden dem Meer. Oder wir schützen das Meer und schaden unserer Haut. Die pflanzliche Kamelien-Creme könnte das Dilemma lösen, und Baden würde umweltfreundlicher.
Mineralische Cremes sind derzeit die beste Wahl
Auch mineralische Sonnencremes sind zwar bereits umweltfreundlicher als chemische Alternativen. Diese auch physikalisch genannten Cremes mit Titandioxid oder Zinkoxid haben aber ebenfalls ihre Tücken. Die Creme wird oft in Nanopartikel zerkleinert, damit sie nicht wie weisse Wandfarbe auf der Haut aussieht. Diese Partikel könnten Wasserlebewesen schädigen. Zudem enthalten einige Produkte Silikone oder Konservierungsstoffe.
Naturkosmetik-Produkte ohne Nanopartikel und Zusatzstoffe sollten deshalb bevorzugt werden. Sie weisseln zwar und sind etwas schwerer zu verteilen, dafür sicher, hautverträglich und umweltfreundlicher. Sie werden mit «mittlerer Abbaubarkeit» bewertet. Sie zersetzen sich nicht sofort, aber doch schneller als chemische Cremes. Ein guter Hinweis auf ein korallenfreundliches Produkt, ist der Hinweis «reef safe» auf der Verpackung.
Sonnenschutz mit Creme und dem UV-Index im Blick
Bis es Pollen-Sonnencremes zu kaufen gibt, ist ein mineralischer Sonnenschutz die beste Wahl. Der Vorteil ist dabei auch, dass der Schutz sofort greift, nicht erst nach 30 Minuten, wie bei chemischen Cremes. Nachcremen, insbesondere nach dem Schwimmen, muss man mit allen Cremes.
Wer sich ernsthaft schützen will, soll die Sonne insbesondere in der strahlungsintensivsten Mittagszeit meiden, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Apps oder Webseiten können ortsspezifisch über die aktuelle UV-Strahlung informieren. Ab UV-Index 3 wird Sonnenschutz empfohlen.
Sonnenbrille, Hut und optimalerweise langärmlige Kleidung: Besonders Kleinkinder sollten gut vor der UV-Strahlung geschützt werden.
Neben Schatten gehören auch Hut und Sonnenbrille zur Sommerausrüstung. Und je nach Temperatur leichte, langärmlige Kleidung. Einer der gefährlichsten Irrtümer ist, dass bei bewölktem Himmel kein Schutz nötig ist. Doch ein Grossteil der UV-Strahlung durchdringt die Wolken und eincremen bleibt wichtig.
Pollencreme kommt wohl erst in ein paar Jahren
Das könnte mit der Pollencreme immerhin bald angenehmer werden. Bis diese gekauft werden kann, wird es aber wohl noch ein paar Jahre dauern. Die Forscherinnen und Forscher aus Singapur haben die Technologie patentiert und suchen nun Industriepartner. Bis zur Marktreife braucht es noch Tests, Zulassungen und Produktionskapazitäten.
Für den nächsten Sommer ist es sicher noch zu früh, aber die Richtung stimmt. Wir können uns auf eine nachhaltige Sonnencreme freuen, die Mensch und Natur schützt. Der Kühl-Effekt des Blütenstaub-Produkts wäre zudem ein netter Bonus in einer wärmer werdenden Welt.
Quellen
Advanced Functional Materials: Nature’s Guard: UV Filter from Pollen
Nanyang Technological University (Singapore): Scientists develop coral safe cooling sunscreen from pollen
NOAA: Skincare Chemicals and Coral Reefs
Analytical Chemistry: Metabolomics Reveal That Octocrylene Accumulates in Pocillopora damicornis Tissues as Fatty Acid Conjugates and Triggers Coral Cell Mitochondrial Dysfunction
SRF Test: Sonnencreme: Die meisten schaden der Umwelt
Mayo Clinic: How to pick out the best sunscreen for you — Including ingredients to look out for
World Health Organization (WHO): Protecting against skin cancer
Jeden Mittwochmorgen: Alle neuen Happy-Spot-Artikel mit kurzen Zusammenfassungen sowie die Headlines der Woche mit lesenwerten Good News. Alles kompakt in einem wöchentlichen Newsletter.
Gute Nachrichten sollen für alle zugänglich, deshalb verzichten wir auf eine Paywall. Wenn dir Happy Spot gefällt und du uns unterstützen möchtest, dann freuen wir uns über deine Spende. So können wir mehr positive Inhalte erstellen und das Internet ein kleines bisschen besser machen.
Als Mitglied unterstützt du Happy Spot und wirst Teil der Community. Du kannst Fragen stellen, Ideen und Vorschläge mit uns teilen oder mit anderen in Kontakt treten. Zudem erhältst du unseren wöchentlichen Newsletter und exklusive Updates, was als Nächstes auf happy-spot.com geplant ist.
Als Silber-Mitglied unterstützt du Happy Spot und wirst Teil der Community. Du kannst Fragen stellen, Ideen und Vorschläge mit uns teilen oder mit anderen in Kontakt treten. Zudem erhältst du unseren wöchentlichen Newsletter und exklusive Updates, was als Nächstes auf happy-spot.com geplant ist. Zum Beispiel die Seite Happy 42, mit inspirierenden Ideen für den Alltag, die für 2026 geplant ist und zuerst für Gold-Mitglieder aktiviert wird.
Als Silber-Mitglied unterstützt du Happy Spot und wirst Teil der Community. Du kannst Fragen stellen, Ideen und Vorschläge mit uns teilen oder mit anderen in Kontakt treten. Zudem erhältst du unseren wöchentlichen Newsletter und exklusive Updates, was als Nächstes auf happy-spot.com geplant ist. Zum Beispiel die Seite Happy 42, mit inspirierenden Ideen für den Alltag, die für 2026 geplant und in der Platinum-Mitgliedschaft inkludiert ist.