«Rauchertrick» entschlüsselt: Wie Mundbakterien den Darm schützen

Frau hält ihren Bauch wegen Colitis ulcerosa.

Warum hilft Rauchen bei Colitis ulcerosa, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung? Die Forschung liefert nun Antworten und lässt Betroffene auf neue Therapiemöglichkeiten hoffen. Foto: Goncalo Costa

Ein japanisches Forschungsteam ist dem «Rauchertrick» im Darm auf die Schliche gekommen. Rauchen ist zwar unbestritten gesundheitsschädlich, aber für eine spezifische Gruppe gab es positive Nebeneffekte. Die Rede ist von Colitis ulcerosa, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.

Jahrzehntelang war es der Wissenschaft ein Rätsel, weshalb Rauchen für die Betroffenen die Symptome mildert. Bei Morbus Crohn, einer anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, war jedoch das Gegenteil der Fall, Rauchen verschlimmerte die Symptome.

Der Widerspruch sorgte für viele Fragen. Die japanischen Forscherinnen und Forscher liefern nun im Fachmagazin Gut erstmals Antworten und Wege zu einer rauchfreien Therapie für Colitis ulcerosa. Ihre Erklärung: Stoffe, die beim Rauchen entstehen, verändern den Darm. Dadurch können sich bestimmte Bakterien ansiedeln. Und diese lindern offenbar Colitis ulcerosa.

Mundbakterien schwächen Colitis ulcerosa ab

Konkret erzeugt das Rauchen Stoffe wie Hydrochinon. Dieser Stoff ermöglicht es Mundbakterien wie Streptococcus mitis, sich im Darm anzusiedeln. Diese Mundbakterien werden ständig runtergeschluckt, aber normalerweise wieder ausgeschieden. Der Türsteher in der Darmschleimschicht lässt sie nicht rein.

Mit Hydrochinon kommen die Bakterien auf die Gästeliste und können sich ansiedeln. Das Immunsystem reagiert, die Colitis ulcerosa wird milder.

Eine ältere Frau steht am Strand und hält ihren Bauch. Sie sieht entspannt aus. Ihre Colitis ulcerosa Symptome sind milder.

Weniger Entzündungen, bessere Lebensqualität: Gelingt es, den «Rauchertrick» mit ungiftigen Alternativen nachzustellen, könnte dies Betroffenen entscheidend helfen. Foto: Freepik

Das Forschungsteam testete das mit Mäusen im Labor. Diese erhielten Hydrochinon und der Stoff wirkte tatsächlich wie ein Türöffner im Darm. Bakterien wie Streptococcus mitis konnten sich nun im Darm ansiedeln.

Wie beim Rauchen wurden die Entzündungen bei den Colitis-ulcerosa-Mäusen schwächer, bei den Morbus-Crohn-Mäusen hingegen stärker. Das konnten die Forscherinnen und Forscher über Symptome, Proben und Immunwerte messen.

Rauchfreie Therapien für Colitis ulcerosa

Die Ergebnisse aus den Mäuseveruschen öffnen die Türe für rauchfreie Therapieansätze. Studien am Menschen gibt es allerdings noch keine. Die Forschung läuft aber in diverse Richtungen weiter.

Ein Probiotikum mit bestimmten Bakterien wie Streptococcus mitis könnte mit Hydrochinon kombiniert werden, um den «Rauchertrick» nachzustellen. Hydrochinon gilt aber als riskant, möglicherweise toxisch und krebserregend.

Ziel der Forschung ist es deshalb, sichere Substanzen zu finden, die denselben Effekt haben. Diese könnten dann mit den Bakterien zum Therapiemittel kombiniert werden.

Anstatt den Rauchprozess nachzubilden verfolgt ein anderer Therapieansatz den nächsten Schritt. Die Bakterien setzen im Darm bestimmte Moleküle frei. Diese helfen, Colitis-ulcerosa-Entzündungen zu mildern. Diese Moleküle könnten gezielt verabreicht werden, um die Immunantwort zu dämpfen.

Die Forschung dazu ist aber noch theoretisch. Es laufen nun erste Arbeiten, um die genauen Moleküle zu finden.

Untersucht wird zudem, ob die Schleimschicht im Darm mit Ernährung oder Medikamenten so verändert werden kann, dass die nützlichen Bakterien andocken können. Studien zu einer darmförderlichen Ernährung gibt es bereits viele, aber nicht im Zusammenhang mit einem solch spezifischen Türöffner, wie in diesem Fall notwendig.

Es gibt auf jeden Fall berechtigte Hoffnung, dass künftige Therapien nicht nur die Entzündung dämpfen, sondern gezielt das Mikrobiom verändern können. Das wäre dann eine präzisere und womöglich verträglichere Behandlung.

Lebensmittel und andere Tipps für einen gesunden Darm

Die japanische Studie zeigt auf, dass es bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen keine Universal-Lösungen gibt. Was bei Colitis ulcerosa hilft, schadet bei Morbus Crohn. Das bedeutet auch, dass nicht jedes Probiotikum einfach für alles nützlich ist, und diese gezielt eingesetzt werden sollten.

Trotzdem gibt es einige Tipps, die massentauglich sind. Einerseits kann mit Ernährung eine gesunde Darmflora gefördert werden. Zu den Klassikern gehören Ballaststoffe wie Hafer, Gerste, Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Karotten, Chicorée, Lauch, Zwiebeln oder Knoblauch.

Auch Obst wie Äpfel, Bananen oder Beeren sowie Leinsamen, Flohsamenschalen oder Chiasamen sind gute Lebensmittelquellen, um die Darmschleimhaut zu stärken.

Unlösliche Ballaststoffe wie Vollkornprodukte oder Nüsse helfen zudem, den Darm in Schwung zu halten. Flüssigkeit fördert diesen Vorgang ebenfalls und unterstützt auch die Schleimschicht. Es lohnt sich also auch für die Darmgesundheit, genügend Wasser zu trinken. Für die Darmflora sind auch fermentierte Produkte wie Joghurt, Sauerkraut, Kefir oder Kimchi förderlich.

Neben der Ernährung gibt es auch Lebensstil-Faktoren. Dabei ist klar, dass Rauchen trotz des Colitis-ulcerosa-«Tricks» gesundheitsschädigend ist. Zu viel Zucker und Fertigprodukte fördern «schlechte» Bakterien. Übermässiger Alkoholkonsum schädigt die Darmschleimhaut. Weniger ist bei diesen Stoffen also mehr.

Zudem können Antibiotika die Darmflora massiv und nachhaltig aus dem Gleichgewicht bringen. Der Einsatz sollte, auch wegen Resistenzen, deshalb nur sehr gezielt erfolgen.

Förderlich für den Darm sind hingegen genügend Bewegung und ein regelmässiger, erholsamer Schlaf. Auch Stressabbau in Form von Meditation oder Achtsamkeit hilft dem Darm.


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